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DER
INDISCHE SEILTRICK (teilweise auch übernommen von Walter
Vogt, Zürich)
Ein Fakir erscheint auf dem Dorfplatz und
macht die Bewohner mit einem geheimnisvollen Lächeln auf eine absolute
Sensation aufmerksam; sie merken, daß er ihnen ein einzigartiges Wunder vorführen
werde. Dieser eigenartige Mann ist von einem Knaben begleitet. Vor der
eigentlichen Schau unterhält er die Neugierigen mit Taschenspielertricks.
Nun ist die Neugierde erwacht; die Schau kann beginnen. Unter einem
geheimnisvollen Gemurmel öffnet er nun einen mitgebrachten Sack, dem er ein
dickes Seil entnimmt. Mit unverständlichen Worten und entsprechenden Gesten
wirft er es in die Luft, wo es starr stehen bleibt. Dies ist aber erst der
Anfang, denn zum Erstaunen aller verlängert sich das Seil bis in die Wolken
hinein.
Auf Befehl klettert nun der Knabe daran
empor, bis er nicht mehr wahrgenommen werden kann. Seine Stimme jedoch ist in
der luftigen Höhe deutlich zu vernehmen; er scheint sich dort oben wohl zu
fühlen. Der Fakir fordert ihn nun ganz energisch auf, am Seil herunter zu
klettern. Dem wird jedoch nicht Folge geleistet. Voller Wut und mit einem Meßer
zwischen den Zähnen klettert er dem Jungen nach. Auch er ist plötzlich nicht
mehr sichtbar, aber kurz darauf hören die Gaffer einen furchtbaren Schrei. Was
ist paßiert? Der Fakir hat die Unfolgsamkeit des Jungen gnadenlos bestraft. Aus
der Luft fliegen blutige Gliedmaßen auf die Erde, und zwar in folgender
Reihenfolge: Arme, Beine, Rumpf und zuletzt das Haupt, das grauenhafte Züge
aufweist. Die Zuschauer sind entsetzt und können die Härte des Vorgehens
einfach nicht verstehen. Nun klettert auch er am Seil herunter, sammelt die
Gliedmaßen in seinen Korb und deckt sie mit einem Tuch zu. Alle sind entsetzt.
Nach ein paar Minuten gibt der Fakir dem Korb einen nicht gerade sanften Tritt
und der Knabe steht plötzlich putzmunter & völlig
unversehrt da. Ganz graziös verbeugt er sich vor den noch völlig benommenen
Zuschauern. Die Schau ist vorbei.
Erklärungsversuche
Der Hans Dampf in allen Gassen und
abenteuerlustige Felix Graf von Luckner (1881-1966) begleitete als Gehilfe eine
Fakirgesellschaft auf einer Tournee in Australien. Er berichtet: „Sie
kletterten außerdem an Tauen in die Luft. Das Tau hatten sie in der Hand und
warfen es hoch; dort blieb es in der Luft stehen, trotzdem kein Balken oder ähnliches
da war.“ Mit allen Listen versuchte er, sich die Fähigkeiten der Gaukler
anzueignen, doch seine Bemühungen waren umsonst. Aus begreiflichen Gründen
hielten sie ihre Wissenschaft streng geheim. Die alten Meister dieser Kunst,
gewohnt, von der Menge angestaunt und als sozusagen übernatürliche Wesen
verehrt zu werden, verhalten sich auch ihren Angestellten gegenüber völlig
unnahbar.
Massensuggestion
Der Engländer John Carlson brachte im Jahre
1946 etwas Licht in das Dunkel des Seiltricks. Er war Augenzeuge. Es geschahen
Dinge, die mit dem kühlen Verstand einfach nicht zu erklären waren. Auch er
verfiel offenbar der Hypnose, jedoch nicht der Massensuggestion. Dieser Mann
lebte viele Jahre in Indien; er betrieb eifrig Sprachstudien, was ja für einen
Briten höchst selten zutrifft. Hindi, die Amtssprache, war ihm geläufig. Einmal
sah er, wie ein Fakir seinem Helfer, einem Kind, verschiedene Körperteile
abschnitt und sie einem plötzlich vorhandenen Hund zum Fraß vorwarf. Sein
englischer Landsmann sah aber nichts. Wie erklärt sich dieser Vorgang? Der
Sprachenkundige war also der suggestiven Massenhypnose nicht verfallen. Während
der ganzen Vorstellung bemerkte er, wie das Kind friedlich auf dem Boden
hockte.
Hierzu ein paar Erklärungen des Theologen
Gerhard Bergmann, der oft in Indien weilte. „Die Zuschauer waren
unterschiedlich in ihrer geistigen und rassischen Zusammensetzung. Trotzdem
ereignete sich diese Massenhypnose mit ihrer halluzinatorischen Schau. Sie
ereignete sich ohne den hypnotischen Schlaf, wie er sonst in der Regel
vorliegt. Wieder stehen wir vor den Geheimnissen und Tiefen der menschlichen
Geistseele. Materialistische und rationalistische Wirklichkeitsverkürzungen
werden ihr wahrhaftig nicht gerecht.“
Ein wichtiger Hinweis
Langjährige Missionare berichten, dass
Massensuggestionen gestört, ja verhindert werden, wenn sich ein intensiver
Gebetskreis bildet. (Auch magische Krankheitsbesprecher können Gebete nicht
ertragen, denn ihre Kräfte werden blockiert.)
Nachforschungen
Einst bezeichnete Shankara den Seiltrick als
Illusion. Die ´Theosophin´ Madame Helena Petrowna Blavatsky pflichtet ihm bei.
Mittelalterliche Gelehrte hielten den
Seiltrick für ein Lügengespinst. In der viktorianischen Zeit versuchte man ihn
mit der neuen Wissenschaft der Hypnose zu erklären. Laien und Wissenschaftler
führten heftige Diskussionen. Im Laufe der Zeit wurden ganze Expeditionen
ausgerüstet, welche in vielen Fällen ganz Indien erfolglos durchstreiften; sie
bekamen ihn nie zu Gesicht. Natürlich wurden viele Aufnahmen gemacht. Als man
die Bilder entwickelte, zeigten sie lediglich einen Hindu, in weiter Hose, der
von einer offenbar hypnotisierten Menge umgeben war. Es ließ sich keine Spur
von einem aufgerichteten Seil, geschweige denn von einem auf die Spitze
kletternden Jungen entdecken. - Die Königin Viktoria von England bot dem, der
ihr das Geheimnis offenbarte, eine Summe von 2.000 Pfund.
Die damaligen Zauberkünstler Maskelyne und
Dante erhöhten die Belohnung auf 5.000, ja sogar auf 10.000 Pfund. Aber bis zum
heutigen Tag soll sich das Geld noch keiner verdient haben. Im Jahre 1902
besuchte der damalige Prince of Wales Indien. Die um seine Unterhaltung
besorgten Maharadschas gaben sich die größte Mühe, einen Fakir zu solchen
Darbietungen aufzutreiben. Trotz einer Belohnung von 10.000 Pfund meldete sich
keiner.
Ein „natürlicher“ Erklärungsversuch
Es wird vermutet, daß das Geheimnis im Seil
selbst liegt. Sind es Gelenke aus Metall oder Knochen, die den Strang steif
halten? Ist der Boy ein gewiegter Balancekünstler, der das Publikum zu
täuschen vermag? Aus welchen Gründen wohl ist der Fakir stets von Sekundanten
umringt? Sie dienen einfach der Ablenkung. Aus verständlichen Gründen wird die
Schau zwischen der Abenddämmerung und der Nacht durchgeführt. Die Gaffer sitzen
im Kreis von Laternen, die ein geisterhaftes Licht verbreiten; sie bemerken
aber nicht, dass ein Seil in die Luft geschleudert wurde. Mit großer Präzision
wird es an einen unsichtbaren Draht gehängt. Durch einen versteckten Komplizen
wird ein weiterer Draht über den Haltedraht geworfen. Das Seil hat nun den
nötigen Halt. Um das Publikum abzulenken, murmelt der Fakir Sprüche oder
unterhält es mit abenteuerlichen Geschichten & natürlich auch mit
banalen Tricks, die jedoch immer wieder bestaunt werden. Somit ist eine
Zauberatmosphäre geschaffen. Inzwischen ist die Nacht eingebrochen. Der
Fakir gibt nun dem Knaben den Befehl, am Strang hochzuklettern. Mit
Leichtigkeit windet er sich daran hoch und verschwindet aus dem Blickfeld der
Zuschauer. Als dieser auf den Ruf nicht unverzüglich herunterkommt, klettert
ihm der Hauptaufführende wutschnaubend nach. Zwischen seinen Zähnen blitzt ein
großes Messer. Plötzlich sieht das entsetzte Publikum, wie die Glieder des
Jungen nach und nach auf den Boden fallen. Der Fakir gleitet am Seil herunter.
Jammernd sammeln seine Gehilfen die Überreste des Knaben. Effektiv handelt es
sich aber um die Glieder eines Tieres, und der Junge ist, in die Gewänder des
Fakirs geschnallt, mit ihm herabgekommen. Einiges Gemurmel und der kleine
Helfer steht völlig heil wieder da. Balancekunst & Hypnose.
Ganz unbestritten sind die Fakire Meister der
Maßensuggestion. Auf keinen Fall wird sich ein echter Yogi auf diese Ebene
begeben. Es ist auch unter seine Würde, Kunststücke gegen Geld vorzuführen.
(Zwischen den beiden Weltkriegen reiste der
berühmte deutsche Hypnotiseur SABRENNO von Stadt zu Stadt. Er war in der Lage,
den Seiltrick bei höchst sensiblen und fast medial begabten Personen auf der
Bühne vorzuführen.)
Wie verhält sich die Regierung zu den
Gauklern und Fakiren? Ihr Urteil ist vernichtend, ja sie werden geradezu als
Parasiten der Gesellschaft eingestuft, weil sie keine „nützliche Arbeit“
leisten. Man schätzt die Zahl dieser Schmarotzer auf 6 Millionen. Wie werden
die Sadhus eingestuft? Der verehrte Regierungschef Pandit Nehru forderte in der
Hauptversammlung des neu gegründeten Allindischen Sadhu-Bundes, dass sämtliche
Mitglieder den Fortschritt in den Dörfern zu verkünden haben.
Auf ihren Wanderungen sollen sie von der
neuen Zeit berichten; selbst von besseren Anbaumethoden soll die Rede sein.
Jenseitssuchende dürfen den technischen Fortschritt nicht hemmen. Der größte
Sadhu, der aus diesem geheimnisvollen Land kam, war zweifelsohne SUNDAR SINGH,
ein Verkünder des Ostens und des Westens.
Niemand kann etwas Konkretes über den
Seiltrick berichten. Offenbar wird er heute nicht mehr vorgeführt. In früheren
Jahrhunderten war er die absolute Sensation Indiens.
Gaukler
ist eine veraltete Bezeichnung für Taschenspieler, Jahrmarktschreier usw.
Fakir (arabisch faqir = arm):
Damit sind zum einen islamische Asketen gemeint (Derwische), die eine
Verinnerlichung des religiösen Lebens anstreben. Fakire heißen aber auch die
indischen Asketen und Bettler, die sich der Selbstkasteiung hingeben; sie
beherrschen die Kunst der Selbst- und Maßensuggestion.
Sadhus sind weise und
umherziehende Asketen im Hinduismus.
Yoga (Sanskrit = Anspannung).
Es handelt sich um Konzentrationsübungen, die durch geistige Beherrschung
des Körpers verborgene Kräfte freimachen und die Erlösung des Yogi vorbereiten
bzw. herbeiführen.